Steigende Kosten gefährden die Krankenhausversorgung

Hannover, 30.05.2022

Die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG) warnt vor einer weiteren Zuspitzung der besorgniserregenden wirtschaftlichen Schieflage der Krankenhäuser im Land. Die immensen Kostensteigerungen etwa für Energie, medizinische Produkte, Medikamente sowie Lebensmittel könnten von den Krankenhäusern im Gegensatz zu anderen Unternehmen nicht in Form von Preisanpassungen weitergegeben werden. Dadurch entstehen massive Verluste. Das starre Finanzierungssystem der Krankenhäuser ermöglicht Preissteigerungen nur in sehr begrenztem Umfang und zudem auch nicht kurzfristig. Für das Jahr 2022 ist aktuell nur ein Preisanstieg von 2,32 Prozent berücksichtigt worden. Die extremen Auswirkungen der Inflation sind in keiner Weise einkalkuliert.

Die gegenwärtige Kostenexplosion stelle viele durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie ohnehin schon wirtschaftlich angeschlagene Krankenhäuser vor existenzielle Herausforderungen. Angesichts der angespannten Lage fordert die NKG die politisch Verantwortlichen auf Landes- und Bundesebene auf, schnellstmöglich und unbürokratisch konkrete Maßnahmen zur wirtschaftlichen Absicherung der Kliniken zu ergreifen. Nach Erhebungen der NKG waren bereits vor den aktuellen Kostensteigerungen mehr als drei Viertel der 168 Krankenhäuser in Niedersachsen mittel- bis langfristig in ihrer Existenz bedroht.

„Die aktuelle Lage ist dramatisch und sie verschärft sich zusehends. Die Krankenhäuser haben bedauerlicherweise nur wenig bis gar keinen Handlungsspielraum um ihre unverschuldet schwierige Situation zu verbessern. Sie sind auf politische Unterstützung angewiesen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die flächendeckende stationäre Versorgung in Niedersachsen durch den Abbau von Stellen und letztlich die Schließung von Kliniken substanziellen Schaden nimmt“, sagt Dr. Hans-Heinrich Aldag, Vorsitzender der NKG.

Neben dem allgemeinen Kostenanstieg gibt es eine Reihe weiterer Entwicklungen, welche die Krankenhäuser finanziell schwer belasten: So sehen sich die Kliniken mit einem kontinuierlichen Rückgang der Patientenfallzahlen konfrontiert. Dieser verursacht aufgrund der leistungsorientierten Krankenhausfinanzierung über Fallpauschalen anhaltende Erlösrückgänge, während zugleich die Kosten für Personal und Infrastruktur steigen. Die Einschränkungen des Regelbetriebs in der Corona-Pandemie haben diese Entwicklung erheblich verschärft.

Zudem decken die Investitionsmittel des Landes für die Krankenhäuser seit Jahren nicht den tatsächlichen Bedarf. Die NKG begrüßt zwar ausdrücklich, dass das Land Niedersachsen inzwischen erste Schritte unternommen habe, um das Finanzierungsniveau in Zukunft anzuheben. Angesichts eines bestehenden Investitionsstaus von rund 2,2 Milliarden Euro für bereits geplante Baumaßnahmen der Krankenhäuser in Niedersachsen reiche dies jedoch nicht aus. Die chronische Unterfinanzierung im Investitionsbereich habe auch im Hinblick auf die aktuell wirtschaftlich schwierige Situation der Krankenhäuser tiefe Spuren hinterlassen. Ein weiteres Problem für die Krankenhäuser in Niedersachsen sind zunehmende Liquiditätsengpässe durch nicht refinanzierte Pflegepersonalkosten.

„Den Krankenhäusern und ihren Beschäftigten läuft die Zeit davon. Sie benötigen sofortige Hilfe in Form eines kurzfristig einzuführenden Rechnungszuschlags. Mittelfristig muss das Finanzierungssystem angepasst werden, um die Krankenhäuser krisenfest zu machen. Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig eine funktionierende Krankenhauslandschaft ist. Wir sollten deshalb alles daran setzen, diese in Niedersachsen zu erhalten. Eine unkontrollierte Schließung von Krankenhausstandorten aufgrund wirtschaftlichen Drucks darf es nicht geben“, unterstreicht NKG-Verbandsdirektor Helge Engelke.

Weitere Informationen:

 - Helge Engelke, Verbandsdirektor der NKG (0511 / 307 63 0)
 - Piet Schucht, Pressesprecher der NKG (0511 / 307 63 19 oder Mobil: 0160 / 224 74 57 )
   E-Mail: schucht@nkgev.de

 Thielenplatz 3 - 30159 Hannover - www.nkgev.info

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